Fraser Island zum Ersten

Einer der verantwortlichen Götter Australiens scheint unseren letzten Reisebericht gelesen zu haben. Dort hatten wir uns über ein fehlendes Highlight in unserem bisherigen Australientrip geäussert. Nun hat man uns gleich mal Fraser Island um die abgestumpften Reiseohren gehauen, damit wir wieder aufwachen.

Fraser Island war nicht nur ein Aha-Erlebnis sondern in der Tat ein echtes Wow-Erlebnis. Es geht sogar soweit, dass wir ohne Übertreibung sagen können, dass dies mit zum Besten gehört, das wir bisher sehen konnten auf der ganzen Reise. Die grösste Sandinsel der Welt ist sicher kein Geheimtip für Australien und sie wurde uns immer als ein „Must-see“ genannt, kein Wunder wie wir nun aus eigener Erfahrung wissen.

Die Insel ist UNESCO-Weltkulturerbe und die grösste Sandinsel der Welt. Sie ist rund 130 Kilometer lang und 22 Kilometer breit. Man kann nur mit einer Fähre dorthin kommen und man braucht zwingend ein Allradfahrzeug, denn es gibt keine befestigten Strassen.

Wir beschlossen die Fähre von Inskip Point aus zu nehmen, denn das ist der kürzeste Weg und somit auch die günstigste Fährverbindung. In Rainbow Beach, dem letzten Ort vor der Insel, besorgten wir uns das „permit“ für das Auto und Campingpermit gleich mit dazu. Jetzt im australischen Winter ist auf der Insel sehr wenig los, was uns natürlich sehr recht war. Wobei der Winter hier für uns Mitteleuropäer eher wie ein schöner Frühling daherkommt.

Im Sommer wäre der Zirkus der dann auf der Insel los ist nichts mehr für unseren Geschmack, wir haben da wilde Stories gehört, deren Wahrheitsgehalt wir gar nicht erst auf den Grund gehen möchten, denn selbst wenn nur 50% wahr sind, wäre das der echte Horror. Aber in der Nebensaison kann man sich seinen Schlafplatz nach belieben aussuchen und die „Strassen“ sind wenig befahren.

Strassen gibt es natürlich nicht auf der Insel, sondern Pisten. Der „Highway“ ist der Strand im Osten, dort kann man (sofern man es sich getraut) mit Geschwindigkeiten bis 80km/h entlangfahren. Das sollte man aber nur tun wenn man die Strecke wie seine Westentasche kennt. Denn immer wieder kommen kleine Bäche aus dem Busch und schneiden Kanäle in den harten Sand oder die letzte Flut hat irgenwo Löcher hinterlassen. Dann können schnell bis zu 30 Zentimeter grosse Stufen entstehen, die bei solchen Geschwindigkeiten zu bösen Unfällen führen können.

Das wichtigste Hilfsmittel für die Fahrt am Strand ist aber die Gezeitentabelle, ohne die man gar nicht erst losfahren sollte. Denn bei Flut ist der Highway meist unter Wasser und somit kein Durchkommen. Man sollte tunlichst darauf achten, die Fahrt auf dem „highway“ so zu timen, dass man zwei Stunden vor oder nach der Ebbe unterwegs ist. Es sind schon unzählige Autos „abgesoffen“, weil Leute die Gezeiten unterschätzt haben und es dann nicht mehr in höhere Lagen geschafft haben.

Für uns kam die erste Überraschung noch vor dem Erreichen von Fraser Island. Am Ende der befestigten Strasse von Rainbow Beach kommend, liessen wir etwas Luft aus den Reifen für die Fahrt im Sand. Dann fuhren wir weiter auf den Strand, da wir nicht wussten wo die „Fähre“, die sich eher als Barkasse herausstellte, abfahren würde. Aber da war nichts, einfach nur Sand. Wir sahen eine Barkasse ankommen, die landete dann tatsächlich direkt im weichen Sand und Nanuk musste sich dorthin durchwühlen um auf’s Boot zu kommen. Das fanden wir schon sehr abenteuerlich und war definitv ein Novum für uns. Aber eines das Spass gemacht hat. So etwas hat man dann doch nicht alle Tage.

Auf Fraser Island angekommen fuhren wir als erstes eine Weile am Strand entlang, bis wir die erste Abzweigung für die Inlandroute erreichen konnten. Diese führt durch den Regenwald und schien uns erst einmal die besser Wahl zu sein. Diese Pisten durch den Wald kommen einem völlig unwirklich vor, denn man sieht nur grün und fährt auf einem weissen Sandband hindurch. Der Sand auf Fraser Island hat wirklich dieses karibisch kitschige schneeweiss, dass man sonst immer nur auf Postkarten sieht.

Leider hat es auch hier viel geregnet in den letzten Wochen und das hat zur Folge, dass es immer wieder Wasserdurchfahrten zu durchqueren gilt. Eines der Löcher aus der Kategorie „wird schon nicht so tief sein“ wurde uns fast zum Verhängnis, so dass wir alle weiteren Löcher mit unklarer Tiefe erst einmal zu Fuss durchquerten. Wir haben ein paar Leute getroffen die das nicht gemacht haben und dann abgesoffen waren.

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