Höhle von Karein, Antalya und Zentralanatolien

Ganz in der Nähe von Termessos liegen die Kareinhöhlen, die aus rein Höhlentechnischer Sicht nicht super spektakulär sind, aber sie bieten einen ganz anderen Superlativ. Denn von dieser Höhle glaubt man (durch Ausgrabungen belegt) dass sie die letzten 25’000 Jahre durchgängig bewohnt war. Das heisst hier waren vermutlich schon die Neandertaler usw. wohnhaft und das macht den Ort zu einem doch äusserst interessantem. Mit ein bischen Vorstellungskraft kann man sich das ohne Probleme vorstellen, das hier viele Feuer gebrannt haben. Die Decke ist jedenfalls kohlrabenschwarz. Ausserdem hat die Höhle zwei Stockwerke und dürfte zumindest im „Untergeschoss“ ein über das ganze Jahr gleichmässiges Wohnklima gehabt haben. Feucht war es auf alle Fälle nicht.

Als nächstes stand Antalya auf dem Programm, wir stellten Nanuk neben dem Fussballstadion ab, das kannte Jan noch von seinem letzten Besuch als hier der Start und Zielort des Antalya Marathons war. Zu Fuss erkundeten wir ein wenig die lebhafte und gar nicht so hektische Innenstadt. Leider blieb uns für den alten Stadtteil nur wenig Zeit, da wir noch einen Schlafplatz suchen mussten. Den einzigen Campingplatz, den Bamboo Garden aus dem Reiseführer gibt es nicht mehr. Wir machten einen mentalen Vermerk irgendwann in der Zukunft noch einmal hierherzukommen und dann in einem der schönen Hotels in der alten Stadt zu übernachten.

Vielleicht in Kombination mit dem Marathon…?

Als nächstes stand das auf dem Programm, wofür jährlich Millionen von Touristen nach Antalya kommen, der Strand! Es ging nach Lara Plaj dem Mekka der Pauschaltouristen. Das was den Amerikanern Cancun in Mexiko ist und den Deutschen ihr geliebtes Mallorca, das ist Antalya in der Türkei. In Lara Beach stehen die Themenhotels alle nebeneinander. Eins sieht aus wie ein Schiff, das nächste wie der Kreml und wieder eins wie ein Märchenschloss. Allesamt sind sie recht gross und bieten Heerscharen von Touristen Platz, die meist für eine oder zwei
Wochen hierherkommen. Davon war noch nicht sehr viel zu bemerken, denn es ist für Sonnenanbeter noch zu früh. Vor allem in diesem Jahr wo das Wetter viel zu kalt ist-nicht gerade das was man in einem
Badeurlaub haben möchte.

Wir fuhren bis ans Ende von Lara Plaj, dort gibt es eine Baulücke, die wohl sehr bald mit einem weiteren Themenhotel gestopft wird. Aber bis dahin gab es genügend Platz für einen kleinen Landrover names Nanuk und dessen Besatzung. Nachts wurden wir vom benachbarten und mehrheitlich von Russen bewohnten Hotel, mit westlicher Discomusik bis 4 Uhr morgens beschallt. Glücklicherweise waren wir ein Stück weg und wir konnten trotzdem einigermassen einschlafen.

Der nächste Morgen war für uns mit einem kleinen Schock verbunden, denn ein paar Moskitos hatten es ins Auto geschafft und wir zählten 18 Schnackenstiche in Lolas Gesicht. Das sah nicht sehr lustig aus- Aber Lola trugs mit Fassung und war eigentlich so fröhlich wie immer.
Leider hatten wir vor ein paar Tagen noch mal so eine Nacht und klein Lola sieht im Moment aus wie ein kleines Pickelgesicht. Die Arme! Sie hat nun über 40 Stiche im Gesicht, die Biester sind hartnäckig!

Wir haben jede Nacht viele Schnaken in die ewigen Jagdgründe geschickt, aber die sind hartnäckig. Seit gestern haben wir nun ein Moskitozelt für Lola und nun kann sie darin hoffenlich ohne weitere Stiche schlafen. Jetzt brauchen wir noch für uns etwas ähnliches.
Wie die Biester immer wieder ins Auto kommen ist uns schleierhaft.

Nachdem das Wetter in Antalya schon recht passabel und warm war, waren wir der Meinung, dass wir nun getrost ins Hochland fahren könnten. Eine glatte Fehleinschätzung wie sich bald hersausstellen würde.

Die Fahrt hinauf ins Taurusgebirge war äusserst spektakulär. Zum einen
landschaftlich und zum anderen von der Strasse her. So man diese Schotterpiste noch Strasse nennen möchte. Bei uns würde man so etwas Waldweg oder Forststrasse nennen. Auf der Karte war dies als gelbe Strasse gekennzeichnet und die waren bisher immer geteert gewesen. Die weissen Strecken sind manchmal geschottert. Kein Problem dafür haben wir ja Nanuk gekauft und kein normales Auto. Irgendwann stand dann auf dieser schmalen Strasse ein Auto im Weg und hat uns angehalten. Der Grund dafür wurde schnell klar. Auf dieser steilen und sehr schmalen Piste standen ein paar Kurven weiter unten fünf grosse Holzlaster, bis obenhin mit Stämmen beladen.
Eigentlich fanden wir mit Nanuk die Strasse (nennen wir es mal weiterhin mit viel Wohlwollen eine Strasse) schon recht schmal. Aber diese mit einem ausgewachsenen Truck zu befahren fanden wir schon sehr sportlich. Zumal diese mit Sicherheit überladen waren und nicht gerade mit den neuesten Motoren ausgestattet. Aber hier oben ist man pragmatisch. Was nicht passt wir passend gemacht!
Die hatten einen gelben Bagger vorausgeschickt, der alles was zu schmal ist einfach wegbaggert, damit gleich die wüstesten Schlaglöcher auffüllt und so den Trucks einen Weg ebnet. So mussten wir rund 15 Minuten warten bis das für den Abschnitt zwischen uns und den wartenden Trucks erledigt war und dann ging’s weiter. Der Weg wurde danach immer schlechter und die Spurrillen immer tiefer. 30-40cm waren die mit Schlamm gefüllten Rillen nun tief und Nanuk musste ziemlich wühlen um nicht stecken zu bleiben. Die Waldarbeiten hatten der Strecke ziemlich zugesetzt und uns dämmerte langsam, dass hier etwas nicht stimmen konnte.
Nanuk wurde gewendet und wir fuhren zu unseren Freunden von der Baggerkollone zurück. Die Kommunikation war äusserst schwer, da wir kein Türkisch können und die paar Wörter die wir in der Zwischenzeit gelernt hatten nicht für eine Wegbeschreibung taugten. Vermutlich hätten sie uns für komplett verrückt gehalten wenn wir etwas von Ekmek (Brot) oder Süt (Milch) erzählt hätten. Also fragten wir nach einem Dorf das laut unserer Karte auf dem Weg weiter nördlich liegen müsste. Baslar verstanden sie, aber es gab Diskussionen, offensichtlich
führen mehrere Wege nicht nur nach Rom sondern auch nach Baslar. Uns wurde vermutlich der einfachere Weg erklärt. Trotzdem war die Reaktion der Männer etwas seltsam als wir ihnen unser Ziel nannten. Wir dachten einfach das läge daran, dass hier selten Touristen durchkommen. Was mit Sicherheit der Fall ist. Aber die wussten schon was wir noch nicht wussten…
Wir fuhren also in die entsprechende Richtung und es gab tatsächlich ein Strassenschild wo ein grösserer Ort angegeben war, der laut Karte stimmte. Also waren wir Richtig…Die Strasse wurde nun immer steiler und die Ausblicke immer spektakulärer. Breiter wurde die Strasse allerdings nicht mehr und teilweise gab es Auswaschungen, die der Strasse einen weiteren Meter an Breite abzwackten. Wir kamen
immer wieder an Abzweigungen, wo nun natürlich keine weiteren Schilder mehr standen und so hielten wir uns and das Bauchgefühl und das was uns lebhaft vom Baggerfahrer pantomimisch beschrieben worden war.

Zick-zack den hohen Berg hoch, dann am Berg entlang und weit hinten
wieder runter… So zumindest Jans interpretation des Ganzen. Denn natürlich wird der Weg nur dem Mann erklärt. Irgendwann kam wieder ein Strassenschild wo in eine Richtung Antalya vermerkt war und wieder unsere Richtung. Wir waren also richtig unterwegs, nur eine Panne hätte man in dieser Einöde vermutlich nicht haben sollen. Ausser uns war jedenfalls niemand hier oben unterwegs.

Irgendwann müssen wir die Untersetzung reinmachen, denn es wurde steiler und steiler und die Löcher in der Strasse tiefer und tiefer. Wir mussten Felsbrocken umkurven die von oben heruntergepurzelt waren.

Wir waren schon über 1600 Meter hoch, war sich nicht viel anhört, aber wir waren ja auf Meereshöhe gestartet. Das Thermometer zeigte jetzt noch 6 Grad und der Himmel sah nicht sehr vielversprechend aus.
Hier oben hätte man bei besserem Wetter toll übernachten können. Aber in Anbetracht der Aussichten beschlossen wir diesen Pass so schnell wie möglich hinter uns zu bringen, denn wir wussten ja nicht wie weit das noch war. Und schnell waren wir natürlich nicht unterwegs. Irgendwann ging’s dann tatsächlich wieder abwärts und wir konnten in ein wunderschönes breites Hochtal schauen über das sich ein braunes Band zog, offensichtlich unsere Strasse.

Solche Täler gibt es in unseren Breiten gar nicht mehr. Komplett unbebaut – eine Grassteppe wo ein flacher Fluss fliesst der sich in schönen Mäanderschlingen durchs Tal schlängelt. Ohne Damm oder Begradigung einfach so wie die Natur das geschaffen hat. Sehr schön jedenfalls.
Auch sehr schön war aus Offroad-Sicht die Piste. Das war eine ziemlich schlammige Angelegenheit und ebenfalls recht zerfurcht. Es gab einige Furten zu durchqueren und machte ziemlich viel Spass. Nanuk wurde komplett eingesaut und nach ein paar Kilometern standen wir vor dem Ortsschild von Baslar, was uns sehr erfreute.

Aber wer immer diese Strecke als gelbe Strasse auf die Karte gezeichnet hat, muss einen Realitätsverlust sondergleichen gehabt haben. Das wurde uns um so mehr bewusst als wir das Schild welches in Gegenrichtung hinter dem Ortsschild stand anschauten. Dort ist die
Strasse soweit wir das lesen konnten nämlich für Fahrzeuge gesperrt.

Auf unserer Route gab es solche Schilder jedoch nie…In Baslar wurden wir seltsam beäugt, denn erstens kommen hier wohl selten Touristen durch und dann sicher nicht auf diesem Wege. Wir hatten Glück rechtzeitig in Baslar und damit auf einer Teerstrasse angekommen zu sein, denn wenige Minuten Später öffnete der Himmel einmal mehr seine Schleusen und es fing sogar an zu Hageln.
Wir fuhren noch eine ganze Weile bis zum Beysehir Gölu (See) weiter und übernachteten dort bei doch recht frischen 8 Grad.

Über Konya ging’s in die Anatolische Steppe. Eine wohltat nach der vielen Kurverei der letzten Tage. Das Band der Strasse zog sich ziemlich eben durch die Lande und wir kamen gut voran. In Sultanhani einer ehemaligen Karavanserei übernachteten wir und besichtigten die
befestigte Anlage. Einmal mehr gab es ein hefitges Gewitter und die Temperaturen waren im einstlligen Bereich. Die Durschnittliche Regenmenge für den Monat April ist anscheinend 50mm. Das muss jemand falsch verstanden haben, denn wir hatten diese Menge fast täglich.

Am nächsten Tag erreichten wir unser Ziel- Kappadokien. Wir fuhren zuerst nach Selime ins Ihlaratal, da gibt es die Typischen Tuffkegel, in denen Kirchen Wohnungen und ganze Siedlungen eingemeisselt wurden. Kappadokien ist ein riesiger Touristenmagnet, aber die Landschaft zieht sich zum Glück über eine grosse Fläche und so verteilt sich der Touristenstrom ganz gut. Ausserdem ist natürlich immer noch Vorsaison und bei den Temperaturen wird es wenige Kurzentschlossene geben die da hinfahren.

Wie fast schon üblich kam auch hier der grosse Regen und wir hatten unsere kälteste Nacht mit ganzen 2 Grad. Auch tagsüber wärmte es
nicht auf mehr als 10 Grad auf. Immerhin gab es einen Tag ohne Regen und wir konnten die Schlucht erwandern. Diese ist äusserst schön und wer die Verdonschlucht in Südfrankreich kennt oder die Tarnschlucht, wird sich schnell daran erinnert fühlen. In der Schlucht hatten vor Langer Zeit christliche Mönche kleine Kirchen in die steilen Wände gegraben, die man heut anschauen kann. Leider sind viele der Malereien schon sehr heftig in Mitleidenschaft gezogen worden und wenn nicht bald ein paar Massnahmen ergriffen werden, wird in 10 Jahren nichts mehr davon übrig sein. Das ist ziemlich Schade.

Am dritten Tag kam dann endlich mal wieder die Sonne zum Vorschein und wir konnten in Ihlara den Tag des Kindes miterleben. Da die Türkei und im speziellen Anatolien viel kinderreicher ist als wir das aus Mitteleuropa kennen, gab es da auch mehr zu feiern. Alle Schulklassen
waren auf dem Dorfplatz versammelt und jede Klasse hat etwas vorgeführt. Rundherum standen die stolzen (zu Recht) Eltern und der ganze Rest des Dorfes und schauten zu. Es war wirklich eine tolle
Sache. Die Kinder waren mit einem grossen Eifer bei der Sache und alle ganz aufgeregt. Auch Lola stand einmal mehr im Mittelpunkt und die jungen Mädchen kamen in Scharen um sie zu knuddeln, küssen oder einfach einmal auf den Arm zu nehmen. Lolas blaue Augen, stehen hier
natürlich hoch im Kurs.

In der Hoffnung, dass das Wetter nun die Kurve hinbekommen hatte, sind wir dann weiter in Richung Göreme weitergefahren, wo wir auf dem Weg noch eine unterirdische Stadt angeschaut haben. Leider kam auch hier wieder der grosse Regen, der irgendwann so stark war, dass wir in einem Dorf anhielten. Da flossen Sturzbäche in den Strassen und wir mussten ein paar „Furten“ überqueren. Dann kam noch heftiger Hagel hinzu und schon bald waren die Strassen weiss. Es war wirklich unglaublich. Das mit den 50mm Niederschlag im April kommt in diesem
Jahr auf keinen Fall hin. Was da in den Strassen floss waren 30-40 cm tiefe Bäche und es war ja nicht trocken gewesen die letzen Tage.

Nun standen wir vor der Frage, war wir machen wollten, denn bei diesem Wetter hier oben zu bleiben war keine Option. Wir beschlossen bis Göreme zu fahren und den nächsten Tag abzuwarten.

In der Nacht hörte der Regen tatsächlich auf und die Sonne kam am Morgen zum Vorschein. Wir schöpften Hoffung und trockneten erst
einmal an einem schönen Plätzchen unsere Sachen. Dann kamen aber die nächsten dicken Wolken. …Für uns das Startsignal wieder in Richtung Süden aufzubrechen. Das war zwar ein gewaltiger Umweg aber wir wollten wärmeres Wetter und ein Abstieg in tiefere Lagen, sprich die Küste war unumgänglich.

Mit jedem Meter in Richtung Süden bzw. Westen wurde das Wetter besser und man sah schon an der Vegetation, dass es wärmer wurde. Der nächste Morgen belohnte unsere Entscheidung mit Sonne pur und wir hatten einen tollen warmen tag mit 25 Grad. Was für eine Wohltat. Nun sitzen wir an der Küste und nach zwei Sonnentagen kam schon wieder die nächte Regenfront. Aber hier ist es immerhin rund 20 Grad warm, so lässt sich das leichter ertragen. In fünf Tagen soll eine Wetterbesserung eintreten… lassen wir uns einmal überraschen.

Immerhin können sich die Wettervorhersagen auch mal in die andere Richtung täuschen. Und gestern konnten wir eine tolle Wanderung machen ohne den angekündigten Regen. Wir werden noch ein paar Tage an der Küste abwarten und dann einen zweiten Versuch in Richtung Hochland machen.

Irgendwann müssen wir ja zur Iranischen Grenze und da ist es sehr bergig. Mal sehen was die nächsten Tage bringen. Im Moment ist die Laune jedenfalls prächtig. Gestern haben wir uns ein Kilo Erdbeeren gekauft für knapp einen Euro. Und das sind frische gewesen- sehr lecker!

7 Antworten auf „Höhle von Karein, Antalya und Zentralanatolien“

Hallo Ihr Drei

Schöne Reisebeschreibung – da reist man fast mit. Viel Spass weiterhin und bis bald.

Herzlichen Gruss aus Basel,
Inga

Hört sich wirklich toll an, was ihr da alles erlebt. Man fühlt richtig mit beim Lesen!

Ich wünsche euch nun gutes Wetter für die bevorstehenden Berge, bleibt gesund und grüsst mir die Moskitos 😉

Bis demnächst,
Andi

Die Moskitos könnten von mir aus dorthin wo der Pfeffer wächst – wobei halt… doch nicht- denn dort hin fahren wir ja noch. Dann vielleicht der Mond…Normalerweise schwirren die dämlichen Viecher ja auch um alle Lichter rum.

Das ist unsere Absicht…. wir haben selbst immer Reiseberichte gelesen und uns anstecken lassen. Nun sind wir unterwegs und tun das Gleiche 🙂

Zuerst habe ich gedacht, Nanuk wäre Euere Tochter

„… wir stellten Nanuk neben dem Fussballstadion ab …“ 🙂

Danke für die Updates viel Glück und Godspeed euch allen ….

Christian Sprecher

Nanuk ist eher wie ein Onkel…Der muss die Tochter chauffieren hähä… Hoffe das macht er die nächsten x-Kilometer ohne zu murren. Und Glück können wir immer gebrauchen….

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