Kaghantal – Touristenwahnsinn inklusive

Nachdem wir über den Babusarpass gekommen waren, wollen wir in Naran, dem Hauptort des Tals übernachten. Beziehungsweise oberhalb an einem Bergsee von dem uns alle vorgeschwärmt haben. Der Saiful Maluk ist in der Tat ganz hübsch aber wer die Alpen kennt, hat spektakuläreres gesehen.
Spektakulär ist hier oben etwas ganz anderes…Ein Spektakel der besonderen Art, das allerdings mit Natur herzlich wenig zu tun hat.
Nämlich der Weg zum See… Die Strecke ist rund 10 Kilometer lang und eine echte Offroadpiste, der wilderen Art. So viel wussten wir schon vorher… Wir wussten ebenfalls dass man Jeeps mit Fahrer mieten kann um dort hoch zu kommen. Aber wir haben ja Nanuk und wussten, dass dieser das locker schaffen würde.
The full crazyness at the lake...The road to Saiful MalukTraffic jam up the hill - crazy!!!
Was dann aber auf dieser Strecke abging ist schwer zu beschreiben. Der Weg ist an vielen Stellen genauso breit wie ein Auto. Neben der Strecke geht es ziemlich wild den Abhang hinunter-man sollte also tunlichst auf der Piste bleiben. Das alles wäre noch kein Beinbruch, wenn man alleine auf der Strecke wäre.
Das allerdings war nicht der Fall! Auf dieser Piste waren rund 200 Jeeps untwegs. Die schaufeln die Touristen in Scharen hier hoch, dort können sie dann ein bis zwei Stunden bleiben, dann müssen sie wieder runter. So versucht natürlich jeder Fahrer, so oft wie möglich am Tag die Strecke zu fahren um möglichst viel Geld zu verdienen.
Wir wären ja nicht in Pakistan, wenn dieses stetige Auf- und Ab irgendwie geregelt wäre. Jeder fährt irgendwie und zwar so lange bis gar nix mehr geht. Und genau das war der Fall rund 2 Kilometer vor dem See. Von Oben kam eine Schlange von Jeeps den Berg hinunter und von unten genausoviele hinauf. Und wir mit Nanuk mittendrin. Es war ein unglaublicher Anblick!

Wir fanden eine Stelle an der wir anhalten konnten und beschlossen erst einmal abzuwarten um auch Nanuk etwas abkühlen zu lassen. Nach rund einer Stunde mit viel Gehupe und Palaver konnten die Bergabfahrer Millimeterweise nach unten fahren und danach die Bergauffahrer auch wieder weiterfahren. Wir schauten uns das Ganze von unserem „Parkplatz“ an und überlegten ob wir überhaupt noch ganz hoch zum See fahren sollten. Wir entschlossen uns fürs weiterfahren und schon nach kurzer Zeit kamen wir an die erste Engstelle wo natürlich Gegenverkehr herrschte.
Zum Glück waren wir auf der Bergseite und die Jeepfahrer mussten wirklich den letzen Millimeter der Strasse ausnützen um an uns vorbeizukommen. Sogar die Spiegel mussten eingeklappt werden. Bei uns zu Hause würde vielleicht mal jemand auf die Idee zu kommen an einer etwas breiteren Stelle zu warten aber das passiert hier nicht. Voraussschauend fahren ist nichts was man hier sehen kann. Jeder fährt wenn es irgendwo eine Lücke gibt. Einer fuhr sogar ein Stück zurück, weil er die Sinnlosigkeit erkannte und ihm klar war, dass es besser wäre uns erst einmal vorbeizulassen. Sofort kam von Hinten ein Auto dass in die Lück stoch und den Weg wieder zumachte. Dieser wurde dann mit viel Gehupe und Geschrei zurechtgewiesen und musste wieder ein Stück zurück. Sein Platz war natürlich gleich beschlagnahmt worden.

Wir erreichten nach einiger Zeit den See und machten erst einmal drei Kreuze, dass wir das überlebt hatten. Auf dem Parkplatz standen endlos viele Jeeps und wir wurden mit den Auswüchsen den pakistanischen Massentourismus konfrontiert. Überall Verkaufsstände und Leute die einem etwas andrehen wollen. Dazu könnte man Bootfahren, auf einem Pferd reiten usw… Zum ersten Mal gab’s richtig viele Bettler, die meisten davon Kinder. Nicht wirklich schön. Da rückt die eigentliche Attraktion- der Bergsee gleich in den Hintergrund.
Dummerweise waren wir, wie eigentlich immer die einzigen Ausländer hier oben und somit auch eine Attraktion. Alle wollten wieder Bilder von Lola und auch von den Eltern. Hauptsache Ausländer, wir kamen uns vor wie im Zoo. Dazu kamen die üblichen Interviews, mit den immer gleichen Fragen – woher kommt ihr? wie heisst ihr? Wie teuer war euer Auto? Wie gefällt euch Pakistan? Eigentlich wollten wir ja hierher kommen um uns auszuruhen, aber das war nicht möglich. Also flüchteten wir uns ins Auto- getreu dem Motto aus den Augen aus dem Sinn.
Wir warteten bis kurz vor der Dunkelheit, und beschlossen dann noch ein Stück abzufahren um dem Verkehr des Tages zu entgehen. Aber selbst jetzt waren noch viele Jeeps unterwegs, die meisten aber glücklicherweise ebenfalls auf dem Weg nach unten. Etwas entnervt übernachteten wir an der Stelle an der wir schon beim Hochfahren geparkt hatten und verbrachten dann glücklicherweise eine ruhige und erholsame Nacht in einem eigentlich wunderschönen Tal.
Our place to sleep high above NaranUnsere Taktik früh nach unten zu fahren ging am nächsten Tag auf. Um diese Zeit waren noch nicht so viele Jeeps unterwegs. Wir waren froh ohne Schaden wieder in Naran angekommen zu sein und standen gleich einmal im Stau.
Denn all die Jeeps von Gestern standen unten im Dorf und warteten auf Kundschaft, dazu viele Busse, Minibusse Händler mit ihren Karren. Natürlich alle auf der Hauptstrasse, die durchs Dorf führt. Wir brauchten eine dreiviertelstunde um das Kaff zu durchqueren, dabei ist dies gar nicht so gross. Wir werden diesen Touristenwahnsinn nicht so gut in Erinnerung behalten, dabei wurde uns dieser Ort immer angepriesen. Aber eine Erfahrung war’s auf alle Fälle.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert