Nachdem wir etwas länger in Keylong geblieben waren als geplant, ging von dort aus die Reise weiter über das Lahaulvalley zum Spitivalley. Die meisten Reisenden biegen bei Gramphoo in Richtung Süden ab um via Rothang La Pass nach Manali zu kommen. Wir aber beschlossen, das touristisch weit weniger erschlossene Spitivalley zu besuchen.
Schon bald wurde klar, dass nicht nur das Tal, sondern auch die Strassen recht wild sein werden. Wir folgtem dem Chandrafluss nach Osten und die Berge links und rechts, waren nicht nur recht hoch sondern auch sehr schroff. Wir überquerten den Kunzum La Pass mit 4551 Metern und legten oben natürlich einen Stop ein. Denn wer hat schon einen Pass der nach dem eigenen Nachnamen benannt ist?
Der Pass trennt dass Lahaulvalley vom Spitivalley und schon bei der Abfahrt hinunter zum gleichnamigen Spiti-Fluss, sahen wir wie sich die Landschaft änderte. Es wurde deutlich grüner und das Tal wurde breiter. Somit war dann auch die Strasse nicht mehr so kurvig und teilweise erstaunlich gut asphaltiert. Eine nette Überraschung für uns, nach dem Geholper der letzten Tage.
Kurz vor Kaza machten wir einen Schlenker um zur Ki-Gompa also einem buddhistischen Kloster zu kommen. Die Mönche waren wie immer von Lola begeistert und Lola auch von den Mönchen. Einer der Mönche führte uns dann auch herum und wir konnten einige der Zimmer sehen. In einem lagern sehr alte Schriftrollen. Unweit des Klosters fanden wir einen super Schlafplatz im weitverzweigten Flusstal und konnten einmal mehr wildcampen ohne gestört zu werden.
In Kaza, der grössten Siedlung im Tal, organisierten wir unsere Inner Line Permits. Das sind Genehmigungen die man braucht um ab Tabo die Strasse weiterhin befahren zu dürfen. Denn dort ist man schon sehr nah an der chinesischen bzw. der tibetanischen Grenze. Und offensichtlich hat das indische Militär vor irgendetwas Angst und will wissen wer sich so rumtreibt. Lustigerweise hatten sie auf dem Amt nicht mehr genügend Formulare und so bekamen wir drei weisse Blätter in die Hand gedrückt und mussten ein Formular von Hand erstellen.
Glücklicherweise trafen wir ein paar Israelis, die uns die Vorlage dazu liefern konnten. Computer waren in dieser Amtsstube jedenfalls nicht vorhanden.
Wir hatten Glück und in weniger als einer Stunde hatten wir die drei abgestempelten Dokumente in den Händen und konnten die Fahrt fortsetzen. Diese waren sogar gratis, wir erfuhren später von anderen Reisenden, die von Süden kamen dass sie dort eine Gebühr zahlen mussten. Verstehen muss das keiner – wir sagen immer in solchen Situationen „incredible India“, so wie es die Werbung verspricht.
Wenige Kilometer nach Kaza kann man in ein kleines Seitental namens Pin valley abbiegen, was wir auch taten. Wir fuhren bis ans Ende des Tals, wo ein 235-Seelendorf namens Mut liegt, das sagt zumindest das Ortsschild. Dort gibt’s nicht viel zu tun, aber ein paar grosse Wanderungen starten von hier über die Pässe und hohen Berge ins Umland. Diese Gegend ist wirklich sehr sehr abgelegen und obwohl es doch schon Tourismus gibt hier oben, ist noch alles recht ursprünglich. Die Leute hier sind eigentlich rein optisch und auch kulturell Tibeter haben aber logischerweise indische Pässe. Aber wir denken, dass sie sich mehr mit Tibet verbunden fühlen als mit Indien.
Ab dem Dorf Tabo, welches für sein altes Kloster bekannt ist, braucht man dann die Genehmigung zum weiterfahren, interessanterweise wird diese aber erst rund 30 Kilometer weiter an einem Polizeiposten in Sumdo kontrolliert. Ab Tabo wird das Tal wieder sehr eng und die Strasse entsprechend schmal. Diese Strecke gilt als die gefährlichste in Indien und wir lernten bald warum das so war.
Auf diesem Abschnitt hatten wir auch seit langer Zeit wieder einmal Regen und prompt kamen wir an eine Stelle wo gleich mehrere Autos im Schlamm stecken geblieben waren. Wir können es sowieso oft gar nicht glauben, dass die Leute es sich getrauen auf solchen Schotterpisten mit normalen Kleinwagen rumzufahren. Dazu kommt, dass die meisten recht abgefahrene Reifen haben. Aber wenn es dann noch regnet wird’s strassenmässig wirklich heftig.
Wir wissen nicht ob es Übermut oder reine Dummheit ist, mit so einem Auto dann in solche Matschlöcher zu fahren und dann noch ernsthaft daran zu glauben, dass man die andere Seite tatsächlich erreichen könnte. Oft kommen die Fahrer ja auch nicht aus der Gegend sondern aus dem Süden und die haben keine Ahnung vom Fahren in den Bergen. Das Resultat war jedenfalls im Schlamm eingegrabene Autos und zwar bis über die Unterkanten der Türen…
Immerhin waren schon zwei Traktoren im Einsatz, welche versuchten die Autos über die Engestellen zu bringen. Denn es gab gleich zwei heikle Stellen hintereinander. Die Leute waren komplett eingematscht, vom schaufeln, schieben usw…
Glücklicherweise haben wir Nanuk dabei, der über solche Verhältnisse nur milde lächeln kann und wir konnten ohne Probleme die beiden tiefen Matschabschnitte passieren.
Wir verbrachten dann zwei Tage in Nako einem kleinen Dorf unweit der chinesischen Grenze. Wir hatten schon zuvor in Kaza und Mut vier Israelis getroffen, die wir nun wiedersahen. Zusammen haben wir ein wenig die Umgebung erkundet.
Wir sind jetzt schon seit rund 3 Wochen immer in Höhen von über 3000 Metern unterwegs und sind gut akklimatisiert. Wir können wieder den Berg hochlaufen ohne gleich komplett ausser Puste zu sein.