Die Grenze zum Zweiten

Gestern waren wieder von Erzurum bis kurz vor die Grenze gefahren, wo wir in Teleceker einem kleinen Ort an einem Haus fragten ob wir dort parken und übernachten dürften. Es war ein kurdisches Haus und wir wurden gleich eingeladen.

Die Leute sind so freundlich hier, dass es uns manchmal fast ein wenig peinlich ist. Wir wurden sehr lecker bekocht und Lola war wieder der Liebling der Familie. So konnten wir sehr früh am nächsten Morgen an die Grenze fahren, die ja nur 10
Kilometer entfernt war.
Dieses Mal gab es weder eine Lastwagen noch eine Autoschlange, wir kannten den Ablauf ja auch schon und nach 15 Minuten standen wir
vor dem iranischen Tor. Beim letzen Mal hatte das noch rund eine Stunde gedauert. Dieses Mal war alles OK und wir waren schnell abgefertigt. Dachten wir jedenfalls als wir das Zollgebäude verliessen. Aber nach rund einem Kilometer kommt noch ein Häuschen mit Schranke und da muss man einen Zettel abgeben der abgestempelt
ist. Und diesen Stempel bekommt man nur wenn man die Dieselssteuer bezahlt hat. Wir hatten davon gehört, wussten aber nicht dass man da mittlerweile nicht mehr drumrum kommt. Promt stand wieder einer der
„Hello-myfriend“-Jungs am Auto und erklärte uns dass sie uns für 100 Euro so durchschleusen würden. Dazu hatten wir aber keine Lust. Also fuhren wir zu besagtem offiziellen Schalter und lernten dass man tatsächlich nicht mehr um die Dieselsteuer kommt und diese wäre für
uns 290 Euro… Auaaaa das war heftig. Nun war guter Rat teuer, denn wir hatten ja den Zettel in der Hand.

Ein weiterer Schleuser bot uns seine Hilfe an- natürlich wollte auch er 100 Euro haben. Hätten wir das gleich gewusst- hätten wir uns viel Zeit erspart.Die schleuser bestechen offenbar die Leute am Schalter und es bleiben ihnen Netto 50 Euro für ihre Dienste. Bei so was könnten wir Schreikrämpfe bekommen aber 290 Euro wollten wir nicht zahlen. Nach rund 3h kam dann der Terminal-Chef und unser Schleuser erzählte ihm irgendwas und wir hatten den Stempel. Wir bezahlten
unsere 100 Euro – ungern zwar aber was sollten wir machen?
Dazu mussten wir noch eine Autoversicherung für die 7 Tage im Land abschliessen. Das wussten wir aber schon vorher. Die war mit 35 Euro noch im humanen Bereich. Nun standen wir also im Iran mit einem etwas unguten Gefühl in der Bauchgegend.

Nach rund 100 Kilometern kam die erste Tankstelle und wir mussten lernen dass der Dieselpreis mittlerweile um das 20-fache teurer geworden ist, als das was im Reiseführer angegeben war. Vor zwei Jahren kostete der Liter noch 165 Rial nun 3500 Rial. Wir wollten das
zuerst gar nicht glauben, aber es stimmt tatsächlich. Im Vergleich zu Europa ist das natürlich immer noch billig wenn man bedenkt dass ein Euro rund 15000 Rial wert sind. Aber trotzdem war es nicht das was wir erwartet hatten. Vor allem wenn wir noch die 290 Euro Dieselsteuer gezahlt hätten. Das war also die zweite negative Überraschung und wir wunderten was sonst noch so kommen würde.

Der nächste Schock kam auf der Autobahn als uns ein Polizeiauto rauswinkte. Er wollte mir einen Strafzettel von 300’000 Rial (20 Euro) ausstellen. Nur wofür war mir nicht klar. Das Tempolimit konnte es nicht gewesen sein, denn das war 110 und so schnell fahren wir nicht.
Vermutlich war das ein Versuch etwas Geld mit einem unwissenden Touristen zu verdienen. Er wollte unsere Pässe sehen und sackte diese erst mal ein und präsentierte mir den Strafzettel. Ich schaute erst mal nach was „warum“ auf farsi hiess und wiederholte das erst mal Gebetsmühlenartig. Dann schaute ich was 100 hiess und machte ihnen klar, dass ich so schnell gefahren war und zeigte auf ihre Radarpistole. Da ich keine Anstalten machte zu zahlen, sagte der jüngere der Beiden Polizisten etwas zum älteren und der gab mir unsere Pässe wieder und gab uns zu verstehen, dass wir abzwitschern sollte. Eine Bitte der ich nur zu gerne nachgab. Aber ich musste meinen Adrenalinspiegel erst
einmal senken. Wenn diese Abzockerei so weitergehen würde, könnten es lange 2500 Kilometer werden.

Dann kamen wir in Richtung Tabriz einer Stadt mit 1,5 Millionen Einwohnern und obwohl die Strassenschilder in Englisch und Farsi angeschrieben sind, stand nirgendwo die nächste grosse Stadt Qom angeschrieben, was zur Folge hatten, dass wir mitten in die Stadt fuhren. Da soll noch einmal jemand sagen, der Verkehr in Tehran
wäre heftig…Das war hier ablief war nichts für schwache Nerven. Ausser roten Ampeln scheinen hier keine Verkehrsregeln zu gelten… Jeder fährt wie er will und wir mit Nanuk mittendrin ohne zu wissen wo wir hin mussten. Nach rund einer Stunde erspähte Liliane das
rettende Schild mit „Qom“ drauf und wir fanden aus der Stadt heraus. Das hatte uns aber viel Zeit gekostet.

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