Obwohl wir in der Zwischenzeit auch unser 90-Tage Indienvisum bekommen hatten, beschlossen wir doch noch den Karakorum-Highway (KKH) nach Nordpakistan zu fahren. Das Wort highway ist allerdings für diese Strasse etwas sehr hoch gegriffen. Der KKH wurde zwischen 1966 und 1978 von chinesischen und pakistanischen Bautrupps gebaut und hat in der Zwischenzeit ziemlich gelitten (Erdbeben, Fluten, Erdrutsche usw..). Diese Strasse ist im Prinzip die einzige Verbindung von China nach Pakistan und ist ein Teil der alten Seidenstrasse. Wir haben für die 650 km von Islamabad nach Gilgit drei Tage gebraucht.
Obwohl Nanuk zu den allerschnellsten Autos gehört, sind wir am Ende des Tages jeweils mit 35-37km/h Durchschnittsgeschwindigkeit unterwegs gewesen.
Am Ersten Tag haben wir rund 3 Stunden Zeit verloren, weil wir kurz vor Muzaffarabad an einem Polizeiposten gestoppt wurden. Für die Weiterfahrt hätte man eine Genehmigung gebraucht, die wir natürlich nicht hatten. Der Polizist meinte „no problem“ – das ist auch so üblich hier. Alles ist no-problem! Wir sollen mal eben nach Murree zurückfahren und über Abottabad fahren. Nur waren wir von Murree eben schon rund anderthalb Stunden unterwegs gewesen. Da Diskussionen in solchen Fällen absolut unsinnig sind fuhren wir eben nach Murree zurück. Alles „no problem“ und von dort aus nach Abottabad. Das Ganze hat halt mal eben 3 h gekostet.
Die Strecke war zwar asphaltiert aber recht schmal und es war superkurvig, da die Gegend dort schon sehr bergig ist. Hier oben haben viele wohlhabende Leute ihre Sommerresidenzen, da es in Islamabad und Rawalpindi sehr heiss wird im Sommer.
Vielleicht klingelt bei „Abottabad“ bei einigen irgendwo ein kleines Glöckchen im Hinterkopf…. denn das ist der Ort wo die Amerikaner vor rund 4 Wochen Osama Bin Laden exekutiert haben. Ob sie ihm vorher auch „no problem“ gesagt hatten wissen wir nicht. Aber wir sind da locker durchgefahren und es war wirklich kein Problem. Der gute Herr Bin Laden hat sich für sein Versteck jedenfalls eine recht schöne Gegend ausgesucht. Wir waren froh als wir da endlich durchgefahren waren, nicht weil es gefährlich war, sondern weil der Verkehr echt hart war in dieser Stadt. Ein absolutes Wirrwarr und kein Spass zum fahren. Alles quält sich gleichzeitig durch die verstopften Strassen und jeder will sich vordrängeln. Man kommt nur im Schrittempo voran.
Am zweiten Tag auf dem KKH wurde die Strasse zunehmend schlechter und immer öfter gab es Stellen wo Schotter den Asphalt ersetzte. Die Strasse folgt dem Industal, das links uns rechts sehr steile Berghänge hat. Der Fluss ist dermassen reissend und bring viel Sediment mit es ist wirklich ziemlich spektakulär. Er ist graubraun und an vielen Stellen hat es heftige Stromschnellen und Strudel. Reinfallen sollte man da nicht.
Wenn es hier in der Gegend regnet, hat es oft Bergstürze und Schlammlawinen, dann ist der KKH für Tage gesperrt. Letztes Jahr gab es eine grosse Flut und die Strasse war immer wieder tagelang unterbrochen. Viele der Hängebrücken über den Indus sind völlig zerfetzt und die Leute in den kleinen Dörfern müssen riesige Umwege fahren, wenn sie über den Fluss wollen. Dazu gab es in den letzten Jahren einige grosse Erdbeben, die ebenfalls viele Häuser und Brücken dem Erdboden gleichgemacht haben.
Wir müssen immer wieder anhalten, weil Bautrupps gerade am sprengen sind, dann wird der Verkehr für 15 Minuten oder länger angehalten um sicherzustellen, dass niemand erschlagen wird, von den herunterpolternden Gesteinsbrocken. Aber irgendwie hat man das Gefühl dass die Natur schneller im zerstören ist, als die Leute das wieder instand setzen können.
Am dritten Tag zeigt sich der KKH noch einmal von seiner besten Seite, denn nun ist es fast durchgängig eine Schotterpiste. Wir überqueren wieder einmal den Indus und ab dort sind die chinesischen Baukollonnen dabei, denn KKH zu reparieren. Die Chinesen sind deutlich effizienter in ihrer Arbeit, trotzdem ist dieser Abschnitt der übelste. Teilweise ist die Strasse nur wenig breiter als Nanuk und Lili wird ein ums andere Mal blass als sie aus der Fahrertür in den Abgrund blickt.
Manchmal schlängelt sich die Piste 100 Meter über dem Fluss durch die Felsen und wenn die hälfte der Strasse abgerutscht ist offenbaren sich Ausblicke der anderen Art. Obwohl wir nun schon deutlich über 1000 Meter über dem Meeresspiegel sind, erreichen wir wieder 40 Grad und ein starker Wind wirbelt gehörig Staub auf. Schatten ist hier oben leider selten und wir sind froh als wir endlich Gilgit erreichen. Allerdings können wir auf dem Weg dorthin unseren ersten Achttausender sehen, den Nanga Parbat. Dieser wird auch „killer mountain“ genannt, weil er zu den absolut am schwersten zu besteigenden Bergen überhaupt gehört. Er hat eine vertikale Wand die 4500 Meter hoch ist.
Nun sind wir seit vier Tagen in Gilgit im Hotel, leider ist die Ölpumpe der Servolenkung undicht und wir warten auf Ersatzteile. Denn ohne Lenkung können wir nicht weiterfahren. So bald wir diese bekommen, werden wir uns nach Karimabad aufmachen, einem schönen Ort im Hunzatal. Von dort hat man einen tollen Ausblick auf ein paar schöne Berge, die mit zu den höchsten der Welt zählen. Aber anders als in Nepal hat es praktisch keine Touristen hier.
Einige Expeditionen, die auf den K2 wollten, haben nach dem Tod von Osama Bin Laden abgesagt, was der eh schon kränkelnden Tourismusbranche nicht wirklich weiterhilft. Wir haben hier so viele nette Leute kennengelernt, von Terroristen keine Spur.
Die gebildeten Pakistanis fragen uns immer wieder nach dem Bild in den Medien, dass man in Europa von Pakistan vermittelt bekommt. Sie wissen, dass es kein Gutes ist und versuchen das zu ändern, indem sie noch netter zu uns sind. Natürlich gibt es hier Gegenden die nicht sicher sind. Aber man kann jederzeit bei der Polizei nachfragen und wird über die aktuelle Sicherheitslage Informationen bekommen.
Auch könnten wir jederzeit wieder eine Eskorte bekommen, wenn wir das möchten. Aber es macht nicht so viel Spass wenn man zum Camping an einen See gehen würde und vor dem Zelt schwerbewaffnete Guards stehen hätte. Aber da wir im Moment eh in Gilgit festsitzen, ist das sowieso kein Thema. Jan kennt schon die komplette Automeile von Gilgit und würde gerne mal ein paar Fotos machen von den „Werkstätten“. Man fragt sich immer wieder, wie sie die Autos überhaupt zum Laufen bekommen.
Für Lola war der dritte Fahrtag nach Gilgit sehr anstrengend und nun geniesst sie die Zeit im Hotel. Sie flirtet mit allen Einheimischen und ist meist gut gelaunt. Sie probiert neue Früchte und hat schon bemerkt dass ihre zwei neuen Zähnchen zu etwas gut sind…Jetzt kann sie ihre heissgeliebte Zahnbürste auch endlich für den gedachten Einsatzzweck benutzen…
3 Antworten auf „Karakorum Highway (KKH)“
Klasse Berichte! Ich werde im August eine nicht ganz so abenteuerliche Fahrt nach Calgary und Whitehorse machen …
Gruss an Euch drei!
Jens
Hallo ihr 3!
Super Berichte, freuen uns zurzeit ein bisserl mit euch unterwegs sein zu koennen, Team KTM Austria!!!!
Nicht nur Lola wird euch vermissen. War ne schöne Zeit mit euch. Passt auf eurem langen Heimweg noch gut auf euch auf. Es gibt genügend Verrückte auf den Strassen. Jan