Die Road Trains

Wer in Australiens Outback unterwegs ist, stösst irgendwann unvermeidlich auf die gewaltigen Lastwagen, hier „road trains“ genannt. Der Vergleich mit einem Zug kommt nicht von ungefähr – Bis zu drei Anhänger können sich hinter der Zugmaschine befinden und sie erreichen Längen von über 50 Meter und können vollbeladen über 120 Tonnen schwer sein.

Road TrainAuf dem Weg nach Lawn Hill machten wir zum ersten Mal Bekanntschaft mit einem Roadtrain auf den wir von Hinten her auffuhren. Die meisten Strassen die wir im Outback befuhren, waren nicht asphaltiert, auf normalen Strassen sind diese Begegnungen natürlich wenig problematisch. Bisher hatten wir alle road trains als Gegenverkehr und somit als eine sich von vorne heranschiebende Staubwolke kennengelernt. Diese Wolken sind so hoch, dass man wirklich ein paar Kilometer vorher Bescheid weiss, dass da ein roadd train als Gegenverkehr auf einen zukommt.

Wenn es nicht gerade kurvig ist, hat man so genügend Zeit sich auf diese Begegnung vorzubereiten. Das heisst im Klartext, von der Strasse zu fahren und anzuhalten. Denn diese Giganten können nicht einfach anhalten, da sie viel zu schwer sind für schnelle (Brems)Manöver. Wenn sie vollbeladen sind kann es bis zu 15 Kilometer brauchen bis sie vom Start weg ihre Reisegeschwindigkeit erreicht haben. Da versteht man auch warum die Fahrer dieser Ungetüme im umgekehrten Fall auch so ungern abbremsen.

Der Grund warum man nicht nur von der Strasse fahren muss, sondern auch anhalten, wird sonnenklar wenn die Trucks dann auf gleicher Höhe sind. Denn dann ist die Sonne gar nicht mehr klar sondern es wird auf einen Schlag neblig und dunkel. Man sieht für eine ganze Weile gar nichts mehr, dass ist schlimmer wie stockdichter Nebel. Wenn sich die Schwaden lichten, fährt man wieder auf die Strasse zurück und weiter kann die Reise gehen. Ausser es kommen noch weitere Roadtrains hinterher, was sehr oft der Fall ist. Denn oft fahren sie im Konvoi, was auch sinnvoll ist bei den gigantischen Distanzen im Outback, so können sie sich gegenseitig helfen wenn sie eine Panne haben.

Aber zurück zu unserem ersten Aufeinandertreffen mit einem Roadtrain, der in die gleiche Richtung fährt. Auch hier sieht man schon von weitem eine Staubfahhne und man schmeckt sie auch gleich dazu. Kein Witz! Denn der feine Staub auch „bull dust“ genannt, kommt durch alle Ritzen hindurch und so weiss man also genau woran man ist. Dumm ist jetzt nur dass man mit jedem Meter den man näher kommt die Staubwolke dichter wird. So kann man defintiv nicht überholen, denn erstens sieht man zu keinem Zeitpunkt wie weit man eigentlich noch vom road train entfernt ist und zweitens kann man natürlich nichts vom Gegenverkehr oder der Strasse die vorne liegt sehen.

Nun kann man also mit genügend Abstand hinterherfahren und hoffen, dass der Roadtrain irgendwann abbiegt oder anhält oder man versucht ihn über Funk zu erreichen. Aber selbst wenn er netterweise langsamer macht und Bescheid gibt wann der Weg frei ist, irgendwann muss man von Hinten durch die Staubwolke hindurch überholen. Ein sehr riskantes Manöver, das wir so nicht gewagt haben.

Wir hatten Glück und unser road train ist nach einer Weile zu einer Mine abgebogen und wir mussten so nichts riskieren. Aber wir sind trotzdem ein paar Mal im vollen Blindflug in die Wolke geraten, da die Strecke Kurven hatte und der Roadtrain immer wieder langsamer gemacht hatte. Davon sieht man natürlich nichts und man versucht konstant sein Tempo zu fahren und den Abstand zur Wolke gleichmässig zu halten. Die Bremsmanöver des Lasters merkt man dann eben erst wenn es dunkel um einen herum wird, dann heisst es schnell herunter vom Gas, und schauen wo die Strasse bleibt.

2 Antworten auf „Die Road Trains“

… es ist auch besser, aus dem Weg zu gehen. damit man nicht die Windschutzscheibe verliert… Die Roadtrains hinterlassen auch eine Wolke aus fliegendem Kies und Steinen. Bekannte von mir wollten Benzin sparen im Windschatten, das hatte sie eine Scheibe gekostet…

No worries!
Christian

Auf die Idee muss man erst mal kommen. Fahren die auch ihr Auto aus der Garage wenn es eine Hagelwarnung gibt? Die Mechaniker sind hier mittlerweile so teuer dass man so was nicht machen sollte. Australien hat im Moment Preise wie in der Schweiz (Leider).

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