Welcome to Pakistan

Nun erfuhren wir dass Afghanistan nur 30 Minuten voraus war und wir erst kurz vor vier Uhr hatten. Auf der anderen Seite des Zauns, in Taftan/Pakistan warteten natürlich schon die nächsten Geldhaie der „my friend“-Fraktion und wollten unser Geld tauschen. Wir wurden allerdings erst einmal in eine Hütte oder wie man das nennen sollte dirigiert, das sollte der Zoll sein.

Es war der Zoll! …wow was für ein Unterschied zu all denn imposanten Zollgebäuden der Länder die wir bisher durchquert hatten. Aber die Jungs hatten einen Computer und wir wurden mit einer guten alten schweizer Logitech Kamera fotografiert und registriert. Wir merken gleich, dass die Pakistanis sehr locker drauf waren und konnten zuerst gar nicht glauben, dass diese Gewänder tatsächlich Uniformern sein sollten.
Natürlich wollten alle Beamten Lola hochhalten und Fotos machen. Denn Handys haben auch hier alle Leute. Als wir fertig waren, wurden wir rund 100 Meter weiter zur nächsten Hütte/Haus dirigiert und mussten dort auch unsere Aufwartung machen. Dieses Gebäude ist umzäunt und so blieben die Kletten der Geldtauschfraktion erst einmal draussen. Wir stellten Nanuk ab und hockten mit den Jungs in die Hütte. Logisch gab’s wieder Lolafotos usw… und ich füllte in der Zwischenzeit mit dem Ranghöchsten Zollbeamten die Einreisebücher aus.
Ab diesem Gebäude gibt es nur noch Papier keine Computer
mehr. Drei weitere Beamte kamen mit ziemlich abgegriffenen Büchern zu mir uns ich musste mehr oder weniger immer das Gleiche eintragen. Einer wollte noch die Autonummer haben und kontrollierte das noch
draussen. Alles sehr relaxed und freundlich. Wir wurden gefragt wo wir schlafen wollten und unsere Antwort war der Zollhof. Wir wussten dass man da schlafen kann ohne zu wissen was das eigentlich ist.
Also wurde uns gesagt dass man uns zum Zollhof bringen würde aber wir müssten noch bei der Polizei von Taftan vorbei, damit die wissen, dass wir da sind. Sehr viele Ausländer kommen in diesen Tagen hier nicht durch und da will man wissen wer in der Stadt ist. Kaum aus der Baracke draussen gab ich einem Geldhai das Versprechen 100 Euro zu tauschen, wenn er später zum Zollhof kommen würde, ich wusste ja nicht wo das ist. Aber ihm war’s recht. Gut so – also hatten wir erst mal Ruhe.
Die Polizei ist rund 300 m weiter in einem Gebäude, in dem
man alles ausser der Polizei vermuten würde. Vor der Mauer liegen ein paar Autowracks und im Innenhof noch mehr. Sieht eigentlich mehr nach der pakistanischen Version von „pimp my ride“ aus als nach Polizei. Auch dort wurde ich wieder von ein paar Beamten begrüsst
während Liliane und Lola draussen mit ihren Wächtern im Toyota Pick up bewacht wurde bzw. Fotos schossen.
Wenn ihr euch vielleicht wundert, warum hier so viel aus der ich – bzw. Jan-Perspektive erzählt wird, liegt das daran dass wir nach wie vor in einem muslimischen Land unterwegs sind und ich alles machen muss, was in die Öffentlichkeit gehört. Und das ist so ziemlich alles. Frauen sieht man auf der Strasse praktisch nie und auch hier immer ziemlich verhüllt. Also muss ich alle Männersachen machen, denn Liliane ist ja „nur“ meine Frau.
Liliane trägt natürlich auch Kopftuch ist aber nicht so verhüllt wie viele Einheimische. Aber als Mama und Ausländerin hat auch sie einen irgendwie speziellen Status. Ausserdem interessieren sich eh alle immer nur für Lola und ihre blauen Augen. So wo waren wir stehen geblieben?

Ah ja bei den Formalitäten bzw. unserer Einreise…Von der Polizei ist es nur ein Katzensprung auf einer Piste bis zum Zollhof. Das ist ein grosses Areal wo sehr viele Lastwagen stehen. Viele Fahrer warten die Nacht ab, weil es da kühler ist zum fahren und natürlich weniger Verkehr hat. Ich würde hier freiwillig nicht Nachts fahren, mal davon abgesehen, dass ich das als Ausländer gar nicht dürfte.

Dank unseres VIP Status durften wir im Zollhof direkt vor dem Verwaltungsgebäude/Hütte/Haus parken und man sagte uns dass unser Carnet de passage später ausgefüllt würde. Kein Problem für uns, wir packten unsere Campingstühle und den Tisch aus und setzten uns
in den Schatten. Immerhin hatten wir heute 37 Grad erreicht.

Irgendwann traf ein deutscher Motorradfahrer ein, mit dem ich zusammen zum Carnet ausfüllen geschickt wurde. Lola wurde in der Zwischenzeit von den Truckern gefilmt, fotografiert usw…Es war Michel aus dem Saarland, der auch schon seit zwei Jahren unterwegs ist und nun auf der Heimreise durch den Iran ist. Er baute sein Zelt neben uns auf. Mit ihm haben wir uns noch lange unterhalten.

Er konnte uns Pakistan und Indien „rookies“ viele wertvolle Tips geben und wir haben ihn ordentlich gelöchert…Vielen Dank noch mal dafür…
Als Abschluss unseres ersten Pakistantages wollten wir noch kurz nach Taftan reinlaufen um etwas zum Essen zu finden. Das gaben wir aber bald auf und so gab es für uns ein Fladenbrot zu essen. Wir hätten uns im Dunkeln eh nicht dorthin getraut. Aber da Michel schon länger in der Ecke unterwegs ist kann er das besser einschätzen als wir. Denke aber die Polizisten hätten uns nicht gehen lassen, wenn sie es gewusst hätten. Oder wir hätten wieder eine Eskorte mitbekommen….

Ich muss euch vielleicht kurz noch ein Bild von Taftan geben. Wir sind ja hier schon in der Wüste und deshalb ist hier eigentlich alles staubig. Der Wind den wir hatten hilft hier auch nicht wirklich weiter. Er kühlt
auch nicht ab, vor allem Abends. Denn der Sand der da mittransportiert wird ist recht warm. Es ist eine typische Grenzstadt und könnte in jedem Italowestern die Hauptrolle für das Kaff am Arsch der Welt bekommen.
Die Gebäude sind meist aus Ziegeln oder Lehm und meist recht niedrig. Irgendwo rennen irgendwelche Viecher rum, ein paar Autos und was sonst noch so zu einer gottverlassenen Stadt so gehört. Taftan hat zwar Strom aber ich vermute dass der lokal
mit Generaturen erzeugt wird. Internet gibt’s jedenfalls nicht. Aber immerhin handyempfang…Alles in allem sind wir nun in der dritten Welt
angekommen… es wird spannend…

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