Wintereinbruch

Von St. Arnaud aus gibt es in den Sommermonaten eine Offroadstrecke bis nach Hanmer Springs. Da diese Privatland durchquert muss man eine Maut bezahlen. Aber wir hatten schon viel von dieser Route gehört und wollten uns diese anschauen, zumal wir mit Nanuk ja einen Geländewagen dabei hatten, der auf dieser Strecke Pflicht ist.

Die ganze Strecke ist rund 110 Kilometer lang und führt im Prinzip über zwei grosse Farmen. Die zweite davon, die Molesworth Station ist Neuseelands grösste Farm. Sie ist 184000 Hektar gross und das ist wirklich riesig.
Die Strecke war im Prinzip eine normale Schotterpiste, die in Pakistan sicher als Highway bezeichnet würde. Solche gute Strecken hatten wir jedenfalls im Norden von Pakistan und Indien selten. Ab und zu gab es Furten über Bäche, die aber nicht sehr tief waren. In den meisten Fällen gab es schon kleine Brücken sodass man sich das Wasser sparen konnte.
Die Gegend ist sehr karg und Bäume sind Mangelware, auch das rief gewisse Erinnerungen an den Norden Pakistans hervor. Einzig die Temperaturen waren andere… Wir waren aber auch nicht im Winter in Pakistan und das hier ist ja der Neuseeländische Sommer. Beziehungsweise Frühherbst, denn der fängt hier am 1. März an.

Wir wollten nicht die ganze Strecke an einem Tag fahren, da es auch hier einige Wandermöglichkeiten gibt. Leider war es recht windig und mit 8°Grad auch nicht besonders warm. Da es wie gesagt eine baumlose Landschaft ist, pfiff der Wind ungehindert über die Hochebene. Ursprünglich wollten wir die Nacht am Lake Tennyson verbringen, von dem wir aber wussten, dass er über 1000 Meter liegt. Uns wurde gesagt, dass die Schneefallgrenze auf 1400 Meter herunterkommen würde und so wollten wir in tieferen Lagen übernachten. Was wäre ein Sommertag in Neuseeland ohne Regen, das fragten wir uns wenig später als die tiefhängenden grauen Wolken anfingen das zu tun was sie am Besten können – zu Regnen.

Wir stoppten am Fowler Camp, das ist eigentlich nur eine Wiese mit einem Dixiklo und einer Blechhütte. Die ware aber schon von Leuten belegt, die über das Wochenende am Jagen waren. So bauten wir unser Nachtquartier abermals im Regen auf und kochten unser Abendessen. Die Temperaturen waren mittlerweile auf lauschige 7 Grad heruntergekommen. Unsere Standheizung wollte auch nicht so recht, also taten wir das was man in solchen Situationen so macht. Früh in den Schlafsack klettern und schlafen.

Als wir am nächsten Morgen vorsichtig das Fenster öffneten, wussten wir dass sich die Schneefallgrenze in der Höhe geirrt hatte. Denn alles war weiss draussen, zusammen mit dem immer noch anhaltenden Regen eine absolut bestechende Mischung, wenn man im Zelt schläft. Nach einem kurzen Frühstück gab es noch ein kleines Highlight, denn die Jäger hatten ein Feuer in der Hütte gemacht und wir konnten uns aufwärmen gehen. Danach ging es schnell ins Auto mit dem Ziel in tiefere Regionen zu fahren.
Heute waren wir sehr froh darüber, dass wir die Furten mit den kleinen Bächen nicht fahren mussten. Denn die kleinen Bäche waren über Nacht irgendwie grösser und tiefer geworden. Und das letzte was wir noch wollten war es mit dem Auto in so einer gottverlassenen Gegend mit dem Auto abzusaufen. Wir waren auch froh um unsere Heizung und schon bald konnten wir die kalte Landschaft vom warmen Auto aus anschauen. Das war äusserst bizzar und wir sind uns sicher, bei schönen Wetter vermutlich ein echter Traum.

Wir sind uns natürlich bewusst, dass es solche Erlebnisse sind, die einem von einer Reise immer in Erinnerung bleiben werden, aber in dem Moment wäre einem ein sonniger Tag mit zwanzig Grad definitiv lieber gewesen. Wir bleiben also immer noch unserem Motto „auf der Suche nach dem neuseeländischen Sommer“ treu. Aber auch die Jägersleute waren sich einig, dieses Jahr gab es keinen Sommer. Sehen wir auch so!

Eine Antwort auf „Wintereinbruch“

hallo ihr Lieben,
das mit dem Wetter tut mir leid. Es scheint euch eine kleine Extra-Wolke seit eurem Start hartnäckig zu verfolgen. Die war auch schon in der Türkei dabei. Bringt sie ja ja nicht mit zurück! Habe kürzlich ein Buch gelesen, dass in NZ spielt. Der Hauptort in der Story war Dunedin. Deshalb bin ich sehr gespannt, was ihr von dort berichtet. Weiterhin gute Fahrt und besseres Wetter!
Liebe Grüße aus dem wieder sonnigen Gurtweil
Anja

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